
Nun ist des einen Glück und Freud‘
Ein Grund für eines and’ren Neid
In Folge dessen zuweilen auch eines Dritten Leid
Denn aus dem Keim des Neides blüht die Böswilligkeit
Neid erwächst aus einem Sumpf von Unzufriedenheit
Ein Glücklicher sich dagegen an des and’ren Glück erfreut
Insofern ist der Kern der Schwierigkeit
Das Unglück als Nährboden, auf dem der Neid gedeiht
Nach kurzer Zeit zernagt er mit seiner Hartnäckigkeit
Einstige Grenzen guten Benehmens und der Vertrauenswürdigkeit
Inakzeptabel für den Neider, dass das Schicksal einem and‘ren Glück verleiht
Demgegenüber das Glück die Tür des Neiders stetig scheut
Nicht nur dies ist‘s, was der Neider nicht verzeiht
Eben noch nur unglücklich, nun auch Opfer von Ungerechtigkeit
In Windeseile hat der Neid die Integrität zerfressen und es ist soweit
Der Neider fühlt sich zu allem berechtigt und ist zu jeder Niedertracht bereit
Natürlich bietet sich schon sehr bald die Gelegenheit:
Ein Dritter hofft auf des Neiders Wohlwollen bei einer Kleinigkeit
Informelle Beilegung der Folgen einer Mißgeschicklichkeit
Doch der Neider übt sich aus Prinzip und mit Kalkül in Unnachgiebigkeit
Nebenbei betrachtet er, wie dies den Dritten in äußerste Verzweiflung treibt
Empfindet kurz Erleichterung durch vermeintliche Gerechtigkeit
Indes beschert‘s ihm nicht den ersehnten Hauch Zufriedenheit
Da Glück nicht auf eines anderen Leid gedeiht
Neidern mangelt es vielleicht auch an Bescheidenheit
Ewig scheint des Nachbars Garten von viel mehr Glanz und Prächtigkeit
Ignorieren und missachten die eig‘ne Einzigartigkeit
Derweil man großzügig Unannehmlichkeit verteilt
Nur was vertreibt die Unzufriedenheit zusammen mit dem Neid?
Eigentlich genügt Humor und ein Quäntchen Einsichtigkeit
Inklusive ein wenig Abstand von der eig’nen Wichtigkeit
Dazu ein Lächeln – und es öffnet sich das Tor zu größerer Zufriedenheit
© 2022 Joanna Watson Stein