Man sagt, dass wir in Freiheit leben,
Demokratie hat diesen Luxus uns gegeben.
Können gehen, wohin wir wollen,
niemand sagt uns, was wir denken sollen.
Können frei entscheiden, wen wir lieben,
Lebensumstände wieder verschieben,
soweit Qualifikationen dazu nicht fehlen,
kann jeder den Beruf frei wählen.
Tausend Möglichkeiten werden geboten,
individuell das Leben auszuloten,
sich Meinungen zu bilden, wie’s einem beliebt:
Freiheiten, die es andernorts nur selten gibt.
Faktisch ist das alles richtig,
doch ist ein anderer Aspekt noch wichtig,
denn letztlich zeigt es sich,
diese Freiheit ist rein äußerlich.
Die wahren Grenzen errichtet das Individuum:
Eig’nes Denken ist Grenze der Entfaltung!
Auch wenn das widersinnig scheint:
Jeder ist der eignen Freiheit größter Feind.
Die individuelle Art, in der man denkt,
ist’s, die den Zugang auch beschränkt
zu Möglichkeiten, die man nur entdecken würde,
könnte man springen über der eig’nen Grenzen Hürde.
Abhängig von ihrer Definition
bleibt Freiheit damit Illusion,
eine theoretische Option
mit lebensversüßender Funktion.
© 2021 Joanna Watson Stein
